
Als Fotograf aus Köln habe ich schon viele außergewöhnliche Orte kennengelernt, doch die Arbeit für das Burda-Magazin Wohnen und Garten war etwas Besonderes. Die Redaktion beauftragte mich mit einer umfassenden Reisereportage über das niederländische Gelderland – einer Region, die für ihre harmonischen Landschaften, weitläufigen Gärten und ihre ruhige, fast poetische Ästhetik bekannt ist. Begleitet wurde ich auf dieser Reise von der Produzentin Petra Kroll, die das Projekt organisiert und inhaltlich mitgestaltet hat. Gemeinsam sind wir durch das Gelderland gereist, haben private Gärten besucht, besondere Menschen kennengelernt und die Vielfalt einer Region entdeckt, die kunstvoll mit Natur, Kreativität und Lebensfreude spielt.
Gelderland liegt nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und ist für Kölner schnell erreichbar. Trotzdem fühlt sich diese Region wie eine kleine, entschleunigte Welt für sich an. Genau das machte sie perfekt für eine fotografische Erzählung, die sich ganz den Gärten widmet. Die Menschen in Gelderland pflegen ihre Außenflächen mit einer Ruhe und Leidenschaft, die sowohl kulturell verwurzelt als auch persönlich geprägt ist. Für die Bildsprache bedeutete das: keine inszenierte Perfektion, sondern echte Natürlichkeit – farbenfroh, lebendig und voller Charakter.
Schon am ersten Tag wurde klar, wie inspirierend diese Arbeit werden würde. Petra Kroll hatte eine sorgfältige Route vorbereitet und Kontakte zu Gartenbesitzerinnen und -besitzern hergestellt, die bereit waren, uns ihre privaten Paradiese zu zeigen. Während ich mein Equipment überprüfte und die ersten Lichtverhältnisse analysierte, entwickelte sich ein Gefühl der Vorfreude – eine unaufdringliche, aber intensive Stimmung, die typisch für solche Reportagen ist. Jede Reisereportage lebt von Begegnungen, Stimmungen und Momenten, die nicht planbar sind. Genau das war der Reiz dieser Produktion.


Die Gärten im Gelderland sind so vielfältig wie die Menschen, die dort leben. Manche Grundstücke wirken verspielt, fast verwunschen, mit üppigen Staudenbeeten, blühenden Rosen und Natursteinwegen, die sich wie kleine Entdeckungsrouten durch die Pflanzenwelt schlängeln. Andere Gärten sind minimalistisch, strukturiert und setzen klare Linien, kombiniert mit modernen Elementen wie Wasserbecken oder skulptural geschnittenen Gehölzen. Wieder andere verbinden traditionelle niederländische Gartenkultur mit neuen Interpretationen – eine Mischung aus Ordnung, Wildheit und kreativer Selbstentfaltung.
Als Fotograf war meine Aufgabe, diese Vielfalt einzufangen, ohne die Authentizität zu verlieren. Das bedeutet oft: geduldig bleiben. Ein Garten verändert sich ständig, manchmal innerhalb weniger Minuten, wenn das Licht sich ändert oder ein Windzug durch die Bäume streicht. Für die Reisereportage suchte ich nach der Balance zwischen dokumentarischen Aufnahmen und atmosphärischen Detailbildern, die eine emotionale Tiefe erzeugen. Das Burda-Magazin legt viel Wert darauf, dass die Leserinnen und Leser sich unmittelbar in die Szenerie hineinversetzt fühlen – als wären sie selbst dort gewesen.
Während meiner Arbeit beobachtete ich, wie Petra Kroll mit großer Ruhe und Professionalität die Gespräche führte, organisatorische Feinheiten klärte und gleichzeitig ein Gefühl der Leichtigkeit aufrechterhielt. Diese Harmonie zwischen fotografischer Kreativität und organisatorischer Präzision ist typisch für gut funktionierende Produktionen, doch mit Petra war es besonders angenehm. Vieles musste spontan entschieden werden – wie beispielsweise der Wechsel in einen Garten, der eigentlich erst für den Folgetag eingeplant war, aber durch das Wetter an diesem Nachmittag perfekt in Szene gesetzt werden konnte.
Ein Highlight war ein Bauerngarten, dessen Besitzer uns erzählte, dass er jedes Jahr eine neue Farbstimmung ausprobiert – mal Pastell, mal kräftig, mal Ton-in-Ton. Dieses Jahr hatte er sich für Blau-Violett entschieden: Lavendel, Rittersporn, Clematis, Zierlauch und zahlreiche Stauden schufen ein harmonisches Farbspiel, das im warmen Gegenlicht fast malerisch wirkte. Solche Motive sind für eine Reisereportage ideal, da sie nicht nur optisch beeindrucken, sondern auch die persönliche Handschrift des Menschen dahinter zeigen.
Eine gute Reisereportage lebt von dem Zusammenspiel aus Umgebung, Geschichten und Atmosphäre. Genau das versuchten wir auf unserer Fahrt durch das Gelderland einzufangen. Oft wurden wir herzlich empfangen, bekamen Kaffee, selbstgebackenen Kuchen und die Geschichte des jeweiligen Gartens erzählt. Diese Gespräche sind nicht nur persönlich wertvoll, sondern auch fotografisch hilfreich, denn sie zeigen, worauf die Besitzerinnen und Besitzer besonderen Wert legen. So entstanden Bilder, die nicht nur ästhetisch sind, sondern auch eine Geschichte transportieren.
Manchmal arbeiteten wir früh morgens, wenn der Tau noch auf den Blättern glitzerte. An anderen Tagen waren wir bis in die Abendstunden unterwegs, weil das weiche Licht der goldenen Stunde den Gärten eine warme Tiefe verlieh, die am Nachmittag unmöglich einzufangen gewesen wäre. Diese Flexibilität gehört zu meiner Arbeit als Fotograf ebenso dazu wie das technische Wissen über Perspektiven, Belichtung und Bildkomposition.
Während unserer Reise fiel mir immer wieder auf, wie stark die niederländische Gartenkultur von Gemeinschaft geprägt ist. Viele der Gartenbesitzer kannten sich, tauschten Pflanzen, halfen sich gegenseitig beim Rückschnitt oder diskutierten über neue Gestaltungsideen. Es entstand ein Gefühl von Zusammenhalt, das ich aus der Großstadt Köln zwar auch kenne, aber nicht in dieser ruhigen, unaufgeregten Form. Dieses soziale Gefüge wollten wir in der Reportage nicht nur zeigen, sondern spürbar machen.
Am Ende der Produktion hatten Petra Kroll und ich eine große Auswahl an Aufnahmen – detailreiche Pflanzenportraits, weite Übersichten, stimmungsvolle Lichtmomente und viele kleine Szenen, die das Lebensgefühl dieser Region ausdrücken. Die Reisereportage für Wohnen und Garten wurde damit zu einem Projekt, das nicht nur visuell inspirierend war, sondern auch persönlich bereichernd. Gelderland hat uns seine Türen geöffnet – und ich hoffe, dass die Leserinnen und Leser dies in jedem einzelnen Bild spüren.


