
Strandhotel Fischland
Als Reisefotograf sehe ich die Welt mit einem besonderen Blick: durch die Linse. Doch was ich einfange, ist weit mehr als nur das, was zu sehen ist. Es sind Stimmungen, Begegnungen, Gerüche, Geräusche – und die kleinen, flüchtigen Momente, die einen Ort wirklich lebendig machen. Seit vielen Jahren bin ich beruflich auf Reisen, immer auf der Suche nach den Bildern, die eine Geschichte erzählen. Ob in den pulsierenden Straßen Bangkoks, auf den einsamen Küsten Irlands oder in den luxuriösen Hotels der Côte d’Azur – meine Kamera ist mein ständiger Begleiter, mein Notizbuch, mein Werkzeug und mein Kompass zugleich.
Den größten Teil meiner Arbeit als Reisefotograf habe ich für den Burda Verlag gemacht. Diese Zusammenarbeit hat mir Türen zu Orten geöffnet, die ich sonst vielleicht nie betreten hätte – exklusive Resorts, verborgene Boutique-Hotels, Michelin-prämierte Restaurants und abgeschiedene Paradiese, die nur wenige kennen. Jeder Auftrag war eine neue Geschichte, jede Reise ein neues Kapitel. Dabei ging es nie nur um perfekte Postkartenmotive, sondern um authentische Erlebnisse. Ich wollte zeigen, wie sich ein Ort anfühlt, nicht nur, wie er aussieht.
Die Anfänge waren bescheiden: eine alte Spiegelreflexkamera, ein gebrauchtes 50mm-Objektiv und die Neugier auf die Welt. Ich erinnere mich gut an meine erste große Reise – sie führte mich nach Marokko. Ich hatte kaum Geld, aber unendliche Lust zu fotografieren. In den engen Gassen von Marrakesch entdeckte ich das, was bis heute mein fotografisches Leitmotiv ist: Licht und Leben in Bewegung. Die Farben des Gewürzmarktes, das Chaos der Mopeds, die warmen Gesichter der Menschen – alles war neu, intensiv und unvergesslich.
Als Reisefotograf lernt man schnell, flexibel zu sein. Kein Tag gleicht dem anderen. Mal steht man bei Sonnenaufgang auf einem Berg, um das erste Licht über einer Stadt einzufangen, mal fotografiert man bei strömendem Regen, weil genau dann eine Geschichte passiert. Ich habe gelernt, dass Improvisation oft der Schlüssel zu großartigen Bildern ist. Das beste Foto entsteht selten nach Plan – es passiert, wenn man offen bleibt, aufmerksam und bereit, den Zufall willkommen zu heißen.

Mount Nelson Hotel, Cape Town

Genusswerkstatt im Seehotel Überfahrt, Rottach Egern
In den letzten Jahren habe ich unzählige Länder bereist – von Italien bis Island, von Japan bis Portugal. Jedes Land hat seine eigene visuelle Sprache. In Italien ist es das weiche, goldene Licht, das alles umhüllt. In Island das kühle, mystische Grau, das die Landschaft wie ein Gemälde wirken lässt. In Japan die Stille zwischen den Momenten, die ich in meinen Bildern einzufangen versuche. Als Reisefotograf entwickelt man ein Gespür für diese feinen Unterschiede. Man sieht nicht nur, man fühlt die Atmosphäre, bevor man auf den Auslöser drückt.
Für den Burda Verlag durfte ich viele dieser Eindrücke in hochwertigen Reisemagazinen zeigen – etwa in Reportagen über nachhaltigen Tourismus, besondere Hideaways oder kulinarische Entdeckungen. Es war mir immer wichtig, dass die Bilder und Texte zusammen eine Geschichte erzählen, die inspiriert, statt nur zu informieren. Ich wollte keine Katalogfotos machen, sondern Emotionen wecken. Menschen sollen Lust bekommen, selbst aufzubrechen, ihre Komfortzone zu verlassen und Neues zu erleben.
Ein Moment, der mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war ein Auftrag auf den Malediven. Ich sollte ein neues Luxusresort fotografieren – Villen auf Stelzen, türkisfarbenes Wasser, alles perfekt. Doch das schönste Foto entstand ganz unerwartet: ein Fischer, der im Abendlicht sein Netz einholte, während die Sonne im Meer versank. Keine Inszenierung, kein Luxus, keine Vorgabe – nur ein ehrlicher Moment, der die ganze Magie dieses Ortes einfing. Das sind die Augenblicke, für die ich diesen Beruf liebe.

The Cellars Hohenhort Hotel, Cape Town

Ménerbes

Azienda Agricola Pedroni, Nonantola
Der Beruf des Reisefotografen ist kein leichter. Die Tage sind lang, das Gepäck schwer, das Wetter unberechenbar. Manchmal wartet man stundenlang auf das richtige Licht oder kämpft mit technischen Problemen fernab jeder Zivilisation. Doch all das ist Teil des Abenteuers. Wenn ich nach einer Reise die Speicherkarte in den Computer schiebe und sehe, was entstanden ist, weiß ich: Jede Mühe hat sich gelohnt.
Mit den Jahren hat sich auch mein Blick verändert. Früher habe ich vor allem nach dem „perfekten“ Bild gesucht – symmetrisch, sauber, technisch makellos. Heute interessiert mich das Unperfekte viel mehr. Ein schiefer Stuhl in einem Café, ein zerknittertes Bettlaken in einem Hotelzimmer, ein Regentropfen auf der Linse – all das erzählt von Realität, von Leben. Vielleicht ist das die wichtigste Lektion, die man als Reisefotograf lernen kann: Schönheit liegt nicht in der Perfektion, sondern in der Authentizität.
Neben der Arbeit für Magazine und Verlage fotografiere ich inzwischen auch für Hotels und Reiseveranstalter, die ihre Marken mit echten Geschichten und starken Bildern präsentieren wollen. Ich liebe es, in engem Austausch mit den Menschen vor Ort zu arbeiten – mit Köchen, Hoteldirektoren, Guides, Handwerkern. Ihre Leidenschaft inspiriert mich, und oft sind es ihre Gesichter, die eine Serie erst komplett machen.
Wenn ich zurückblicke, sehe ich nicht nur Fotos, sondern Begegnungen. Menschen, die mich berührt haben. Orte, die mich verändert haben. Reisen, die mich geerdet und zugleich weiter geöffnet haben. Als Reisefotograf bin ich nicht nur Beobachter, sondern auch Teilnehmer – Teil der Geschichten, die ich erzähle.
Was mich antreibt, ist Neugier. Ich will wissen, wie die Welt riecht, klingt, schmeckt. Ich will in einem kleinen Café in Lissabon sitzen, in den Bergen Georgiens wandern, in Kyoto die Kirschblüte erleben, in Marrakesch den Sonnenuntergang sehen – und all das mit meiner Kamera festhalten. Nicht, um zu sammeln, sondern um zu teilen. Denn Fotografie bedeutet für mich immer auch Verbindung: zwischen Ort und Betrachter, zwischen Fremde und Vertrautheit, zwischen Moment und Erinnerung.
Oft fragen mich Menschen, ob man als Reisefotograf irgendwann genug gesehen hat. Meine Antwort ist immer dieselbe: Nein. Die Welt verändert sich, und mit ihr verändert sich auch der Blick. Jeder Ort, den man wieder besucht, zeigt sich anders. Licht, Menschen, Jahreszeiten – alles ist im Fluss. Fotografie ist eine Art, mit dieser Vergänglichkeit umzugehen. Sie hält fest, was vergeht, und macht es dadurch unvergänglich.
Heute, nach vielen Jahren auf Reisen, habe ich gelernt, dass es weniger darum geht, Orte abzuhaken, als darum, sich auf sie einzulassen. Jedes Foto ist eine Begegnung – mit der Welt, mit dem Moment, mit mir selbst.
Ich bin dankbar für all die Reisen, für das Vertrauen meiner Auftraggeber und für die Möglichkeit, das zu tun, was ich liebe. Als Reisefotograf darf ich die Schönheit der Welt entdecken – und sie mit anderen teilen. Das ist für mich das größte Geschenk.